Sollte man sich tatsächlich Sorgen machen um den Sängernachwuchs im Opernfach machen, muss man sich „nur“ das Abschlusskonzert des “Meisterkurses Gesang” der Bayreuther Festspiele anhören (6. August 2023, Saal von Haus Wahnfried) anhören – und kann sich beruhigt zurücklehnen. Die vier Ausführenden – drei Sängerinnen, ein Sänger – schaffen es an diesem Sonntagvormittag nicht nur, ein anspruchsvolles Programm zu bewältigen, sondern ihre tollen Stimmen in diesem doch kleinen Raum hervorragend zu präsentieren. Die Zuhörer im Saal lassen sich davon regelrecht in den Bann ziehen, selbst Festspielleiterin Katharina Wagner, der sich den Besuch dieses Konzerts nie entgehen lässt, ruft einige begeisterte Bravo. Die Namen Johanna Brault ( Mezzosopran), Julia Anna Elisabeth Heiler (Sopran), Luise von Garnier (Mezzosopran) sowie Daniel Schliewa (Tenor) könnten irgendwann auf ihrer Vorsinger-Liste stehen.
Markus Eiche leitet den Meisterkurs
Für dieses außerordentlich geglückte Konzert, war sicherlich auch Hartmut Keil verantwortlich, der als erfahrener und einfühlsamer Begleiter am Wagner-Flügel sein Können hochkonzentriert und virtuos in den Dienst des Gesangs stellte. Die vier Nachwuchstalente, alle haben bereits an ihre Karrieren bereits an unterschiedlichen Bühnen begonnen, hatten vor diesem Konzert eine Woche lang unter der Leitung von Markus Eiche gearbeitet. Eiche ist nicht nur erfahrender Bayreuth-Sänger – zurzeit wird er als wunderbarer Wolfram von Eschenbach (Tannhäuser) gefeiert -, seit 2016 ist er auch als Professor für Gesang an der Freiburger Musikhochschule tätig, wie dem Programmheft zu entnehmen ist. Vielleicht ist es auch diesem professionellen „Lehrer“ zu verdanken, dass die drei Sängerinnen und Sänger nicht nur stimmlich beeindruckten und Wert auf Textverständlichkeit legten und dabei nicht starr im Gesang verharrten, sondern enorme Präsenz und Spiellaune zeigten. Ein fröhliches Lachen ist von Julia Heiler bei „Klänge der Heimat“ (Fledermaus) zu erleben, ebenfalls aufhorchen lässt das schmerzvoll über die Oktaven gezogene „Lachen“ der Kundry (Parsifal) von Luise von Garnier. Aber auch Waltrautes Erzählung (Götterdämmerung), die Johanna Brault vorträgt, und Daniel Schliewas Schlussauftritt des Parsifal (“Nur eine Waffe taugt”) beeindrucken.
Insgesamt: Ein wundervolles Konzert, das zurecht mit großem Beifall endet.
Beim Schlussapplaus (Beitragsbild oben): Johanna Brault, Julia Heiler, Luise von Garnier, Daniel Schliewa, Hartmut Keil und Meisterkurs-Leiter Markus Eiche. © R. Ehm-Klier, festspieleblog.de