Walküre, 24. August 2017, Bayreuther Festspiele, Ring des Nibelungen

Walküre und ein letztes Hojotoho

Wie nett ist das denn? Mit einem letzten „Hojotoho“ in Form von T-Shirts überm Kostüm verabschieden sich die acht Walküren endgültig vom Publikum – und damit auch von diesem “Ring des Nibelungen” bei den Bayreuther Festspielen. Nach Walküre am Donnerstag (24. August) noch Siegfried (Samstag) und Götterdämmerung (Montag), dann ist’s vorbei. Ein erster Anflug von Wehmut.

Aufregender Walküren-Abend

Mit der netten Geste der Walküren – Caroline Wenborne, Dara Hobbs, Stephanie Houtzeel, Nadine Weissmann (zusätzlich mit !), Christiane Kohl, Mareike Morr, Simone Schröder und Alexandra Petersamer -, die sich jede ein rotes T-Shirt mit einem Buchstaben aus dem Hojotoho übergestreiftt hat und so zum zweiten Applaus vor den Vorhang treten, endet ein musikalisch aufregender Walküren-Abend

Walküre, 24. August 2017, Bayreuther Festspiele
Aus der Ferne dokumentiert: Acht Walküren für ein Hojotoho. © R. Ehm-Klier, festspieleblog.de

Aufgeregtheiten blieben diesmal aus. Auch als Dirigent Marek Janowski ein wenig fragend vor den Vorhang kommt. Im Gegensatz zum Vorabend gab’s diesmal aber nicht einen Ansatz von Buh, sondenrn im Gegenteil, nur großen Applaus.

Die stärkste Leistung hatten sicherlich, dem Applaus nach zu schließen, John Lundgren als kraftvoller und glaubhafter Wotan, und die aufmüpfige Brünnhilde Catherine Foster abgeliefert. Sie sorgten dafür, dass es spannend bis zum Schluss blieb, wiewohl man doch weiß, wie die Geschichte ausgeht: Hunding – wieder großartig und böse: Georg Zeppenfeld – nimmt Rache an Siegmund – seit zwei Jahren begeistert Christopher Ventris -, Sieglinde – bejubelt: Cailla Nylund – findet Unterschlupf bei Schwester Brünnhilde, die wiederum zur Strafe in den Flammen-Schlaf geschickt wird. Vor allem dieser Schluss gelingt ganz bezaubernd, auch wenn nur das Ölfass brennt.

Walküre, 24. August 2017, Bayreuther Festspiele, Ring des Nibelungen
Schönes Paar, aber ohne Zukunft: Camilla Nylund und Christopher Ventris als Sieglinde und Siegmund. © Enrico Nawrath/Bayreuther Festspiele

Walküre als Ring-Favorit

Dass „Walküre“ das Lieblingsstück des Publikums ist, liegt sicher nicht nur an der Musik samt Gassenhauern wie dem – in diesem Fall aber ganz besonders gelungenen – Walküren-Ritt und dem tieftraurigen Abschied von Wotan und Brünnhilde, sondern auch an der beruhigenden Regie, die nicht einmal die beiden Puten im Käfig (erster Akt) verstört. Die Tiere lassen sich nieder und schauen fast gemütlich zu. Die Filmeinspielungen verkraftet das Publikum, ebenso wie es sich mit  Ölförderturm und Pumpen-Monster abfindet. Dafür gefällt der Kostümaufwand der aserbeidschanischen Prinzessinnen, dazu gehört auch die wild um sich peitschende Tanja Ariane Baumgartner als Fricka. Die acht Walküren tragen übrigens anfangs bis zu drei Kostümschichten übereinander, die durch raffinierte Nähkunst mit einem Ruck abgeworfen werden, weshalb der Ölturm am Ende einem Kleider-Schlachtfeld gleicht.

Auch Dauerstatist Patric Seibert ist an diesem Abend am wenigstens gefordert, liegt mal als blutüberströmtes Opfer auf dem Schlitten oder blättert im Hintergrund der Scheune im Buch. Das Chaos kehrt aber ganz sicher zurück – am Samstag bei Siegfried lauern die Krokodile!

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