Szene aus "Der fliegende Holländer" in Bayreuth: Senta hat sich ihren Holländer gebastelt. (Foto: Enrico Nawrath, Bayreuther Festspiele)

Was war los bei “Holländer”?

Szene aus "Der fliegende Holländer" in Bayreuth: Senta hat sich ihren Holländer gebastelt. (Foto: Enrico Nawrath, Bayreuther Festspiele)

Fast vier Tage über “Der fliegende Holländer” gegrübelt. Es war die dritte Vorstellung am Freitag, nicht die zweite, die bei Künstlern als Herausforderung gilt, weil nach dem Stress der Generalprobe und der Aufregung der Premiere die Luft erst mal raus sein könnte. Indes: Ein mindestens ähnlicher Eindruck drängte sich bei  “Holländer III” auf. Darum vier Tage Bedenkzeit, doch die Verstörung – mindestens – ist noch da.

Von vorn: Dass die Inszenierung langweilig ist – geschenkt. Die Aussage, wir ersaufen im Datenmeer und Geld ist nicht alles, ist hübsch und ebenso illustriert und so einfach wie ein Iphone zu handhaben. In dieser Klarheit suchen wir mehr oder weniger vergeblich sängerische Glanzpunkte – von Benjamin Bruns als Steuermann abgesehen. Leider gelingt Samuel Youn beim besten Willen kein starker “Holländer”. Warum  sich frau in diesen Weltreisenden bis zum Selbstmord verlieben sollte? Ein Rätsel. Auch Eric haben wir letztes Jahr weit kraftvoller gehört, ebenso wie sich Ricarda Merbeth als Senta reichlich sparsam anhört und dazu der Chor albern herumhampeln muss.

Die größte Enttäuschung kommt jedoch aus dem Graben. Soll das Christian Thielemann gewesen sein, der das hervorragende Festspielorchester da dirigiert hat?  Noch bei den Zäsuren letzte Woche hatte er gesagt, dass wenn er Chor und Orchester auf seinem Dirigentenplatz zusammen hören kann, etwas nicht stimmt. Nun, man hat den Eindruck, beides muss am Freitag häufig bei ihm gemeinsam angekommen sein. Jedenfalls passten in der 25. Reihe Chor und Orchester einige Male nicht recht zusammen. Überdies man hatte das Gefühl, hier steht jemand auf der Bremse.

Was war los? Theorie I: Für einen Thielemann ist ein Holländer allein zu wenig. Da fehlt im dritten Jahr die Herausforderung. Theorie II: Auch Wagners dirigierender Stellvertreter auf Erden ist nicht jeden Tag auf dem Höhepunkt der Schaffenskraft. Theorie III: Es handelt sich hier um einen subjektiven und damit exklusiven Eindruck. Denn am Ende gab’s Applaus, viel Applaus. Was stimmt? Vielleicht findet sich die Antwort noch in Holländer V oder VI. -ek

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